Kulturhistorischer Rundwanderweg H 6
Nordöstlich
von Heinebach hat der Heimat- und Wanderverein Heinebach e.V. einen Kulturhistorischen
Rundwanderweg erschlossen. Er führt zu geschichtlichen Spuren im Heinebacher
Wald, die von der Jungsteinzeit bis zum Anfang unseres Jahrhunderts reichen.
Der kulturhistorische Rundwanderweg ist in seinem gesamten Verlauf mit
der Markierung H6 in gelber Farbe gekennzeichnet. Wegweiser und Informationstafeln
weisen auf die Sehenswürdigkeiten hin. Ausgehend vom Talende unterhalb des Heinebergplateaus führt der Rundwanderweg durch ein idyllisches Waldwiesental hinein in den Sparnhagen. An der schmalen Stelle des Tales finden sich sogenannte Wegehohlen, mehrere nebeneinander befindliche Rinnen neben dem Weg. Eine Informationstafel berichtet uns, dass die in der Regel kaum befestigten Wege früher mit Pferde- oder Ochsengespannen und eisenbereiften Wagen befahren wurden. Durch den starke Verkehr entstanden nach einer gewissen Zeit tiefe Fahrrinnen. War der Weg dann nicht mehr befahrbar, weil die Räder sich zu tief eingefahren hatten und die Achsen auf dem mittleren Teil des Weges aufsetzten, wurde daneben ein neuer Weg angelegt. Zu klären ist noch, ob die Wegehohlen lediglich von der Holzabfuhr herrühren oder ob sie zu einer noch nicht lokalisierten Wüstung Sparnhagen führen. |
Hohlw |
Eine weitere Tafel berichtet über die Köhlerei im Heinebacher Wald und die erklärt die vorhandenen Meilerplätze. Früher
stellte man die benötigte Holzkohle selbst her. Steinkohle oder Koks kannte
man zu der Zeit hier nicht. Die Stelle des Meilers wurde stets sorgfältig
planiert. Das gestapelte Holz wurde mit Laub und Erde luftdicht abgedeckt
und in der Mitte, im sog. „Quandelschacht“ angezündet. Daraufhin verkohlte
es langsam von innen nach außen. Die Köhler achteten darauf, daß das Holz
nicht brannte. Mit kleinen Luftlöchern regelten sie die Sauerstoffzufuhr.
Wenn der Meiler nach einigen Tagen abgekühlt war, konnte die Holzkohle
verpackt und abtransportiert werden. Außer
in den Schmieden wurde die Holzkohle auch in Glashütten (Oberellenbach)
und zur Kupferschmelze (Niederellenbach) verwendet. |
Vorbei an
den Wegeholen, Meilerplätzen und der Hexentanne erreicht man den Dreikönigstein.
Der Dreikönigstein ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine geschichtlich interessante
Stätte. Als historischer Grenzpunkt „uff´m Sparnhain“ ist er schon im Grenzzug
des Amtes Rotenburg im Jahre 1574 erwähnt.
Im
Abstand von 30 cm stehen dort 2 alte Grenzsteine. Der eine,
Dreikönigstein genannt, ist
dreieckig, mit einer Krone versehen und trägt die Aufschriften
Dreikönigstein
Der andere Stein ist achteckig, wobei die Flächen umlaufend folgende Breite haben: 10-9-7-9-10-9-7-9. Der Stein hat eine Höhe von 45 cm. Er hat keine Aufschrift und sein Alter ist nicht bekannt. Er dürfte aber wesentlich älter als der Dreikönigstein sein.
Dort
wurde eine Informationstafel aufgestellt, die über den Grenzpunkt und die
Geschichte dieses Platzes Auskunft gibt.
Der
Grenzpunkt wird als Dreikönigstein in der Beikarte zur
„Territorialgeschichte des Kreises Rotenburg und des Amtes
Friedewald“ von Karl Schellhase - Grenzzug des Amtes Rotenburg 1574 -
mit „uffm Sparnhain“ bezeichnet.
Diese Bezeichnung lässt darauf schließen, dass dort schon sehr früh
ein Hain, also eine eingefriedete Fläche vorhanden war.
Diese
Fläche, umgeben von einem Wall mit vorgelagertem Graben wurde von Dr. Klaus
Sippel als sog. Eichelgarten gedeutet. Das ist eine Art Baumschule aus
der Zeit, als das Vieh noch zur Hute in den Wald getrieben wurde.
Der Dreikönigstein
liegt auch an einer frühgeschichtlichen Reiseroute. Aus Richtung Fritzlar und
Homberg kommende Handelswagen überquerten die Fulda durch die Furt bei Fahre
umweit Malsfeld. Von dort zogen sie, nachdem sie die Steigung bis zum Wildsberg
erreicht hatten, auf dem Höhenrücken fast in gleichbleibender über die
Katzenstirn und den Dreikönigstein weiter zur Steinkirche nahe der Stölzinger
Höhe. Von dort gelangten sie dann in die alten Handelsstädte Sontra und
Eschwege. Erst viel später, nach der Gründung der Burg Spangenberg (1238)
wurde die Route über Spangenberg in das Pfieffetal verlegt.
Darauf,
dass diese Route bewacht war, deuten die Berichte über die Ritter von der
Wildsburg und auch die Sage vom Herzblumenplatz umweit der Katzenstirn hin. Hier
ist jeweils die Rede von Rittern, die auf diesen Bergen entlang der Handelsroute
ihre Burg gehabt haben sollen. Da in frühgeschichtlicher Zeit der Burgenbau
nicht wie heute überliefert in Stein erfolgte, sondern eher als ein
Holz-Stein-Erde-Wall mit Palisaden anzusehen war, erklärt sich, dass bisher
keine Spuren dieser Burgen gefunden wurden.
Verlässt
man den Dreikönigstein in südlicher Richtung, gelangt man auf dem Höhenweg
entlang der historischen Ämtergrenze mit ihren alten Grenzsteinen aus dem Jahr
1792 in den Hasperoth. Das Tal hat seinen Namen von der Wüstung Hasmerade. Die
Informationstafel berichtet, dass im Jahr 1494 ein Einwohner dort sein Hab und
Gut verkauft hat.
Vom
Waldrand aus hat man nach kurzem Weg einen herrlichen Blick auf den Namensgeber
der Gemeinde Alheim, den Berg Alheimer. Dieser führt seinen heutigen Namen
wiederum auf eine Wüstung Alleymer am Fuße des Berges zurück.
Kurz vor
der Straße Niedergude-Heinebach biegt der Weg wieder in den Wald ein und führt
zur Festungsanlage Heineberg.
Mündlich
war überliefert, dass dort das alte Heinebach gestanden haben soll. Weiterhin
fand sich im Heinebacher Kirchenbuch aus dem Jahre 1725 ein Eintrag, dass auf
dem Heineberg einmal eine Kapelle gestanden haben soll. Erst 1984 wurde bekannt,
dass Agnes von Riedesel, die die nahegelegene Burg Ludwigseck bewohnte, in ihrem
Testament aus dem Jahre 1517 dem heiligen Kreuze auf dem Heineberg 2 Florin
(=Gulden) vermachte, da sie noch eine Wallfahrt schuldig war. Hier war die
seinerzeitige Wallfahrtskirche auf dem Heineberg gemeint.
Der Überlieferung
ging der seinerzeitige Vorsitzende des Heinebacher Heimat- und Wandervereins,
Friedrich Rauch, nach und fand bei verschiedenen Begehungen neben spät- und
hochmittelalterlichen auch karolingische Keramikscherben. Auf seine Initiative
fand vom 16. - 26. August 1974 unter Leitung von U. Mozer, Marburg, eine archäologische
Ausgrabung statt. Leider existiert bis heute noch kein Grabungsbericht.
Bei der
Grabung wurde der Bergsporn in Längsrichtung mit 2 insgesamt 120 m langen
Baggerschnitten aufgeschlossen, mit denen die sichtbaren Wälle Reste der
Kirchengrundmauern angeschnitten wurden. Die entdeckten Kirchengrundmauern
wurden großflächig freigelegt. Der äußere, 3. Wall, der mit einer Höhe von
rd. 3 m Höhe noch am deutlichsten vorhandene Wall wurde bei der Grabung
ausgespart. Beide inneren Wälle, die stark verschleift sind, deuten auf eine
einfache Erd- und Gesteinskonstruktion hin. Vor beiden Wällen befanden sich
rund 7 m breite und 2 - 2,70 tiefe Gräben, vor dem inneren Wall sogar ein
Doppelgraben. Scherbenfunde deuten auf eine Errichtung entweder im
Endneolithikum oder im frühen Mittelalter hin. Dendrochronologische
Untersuchungen von Holzkohleresten deuten auf eine Zeit von 760 - 910 n. Chr.
hin.
Möglicherweise
ist hier eine jungsteinzeitliche Anlage wieder befestigt worden um eine dort
errichtete Kirche vor den Angriffen der Sachsen zu schützen. In der 2. Hälfte
des 8. Jahrhunderts führte Karl der Große mehrere Kriege gegen die Sachsen und
der Raum zwischen Fulda und Werra war Grenzgebiet.
Die auf
der Spitze des Bergsporns entdeckte Kirche besaß mindestens 2 Baustadien. Die
beiden aufeinanderfolgenden Kirchen bestanden beide aus einem Saal und einer
halbkreisförmigen Apsis. Sie hatten eine äußere Gesamtlänge von 13 bzw. 16 m
und eine Breite von rd. 7 m.
An
Funden wurde vor allem Keramik geborgen, darunter das mittelgroße Randstück eines
Keramikgefäßes aus der Jungsteinzeit, sowie Scherben ab der Zeit um 800 n.
Chr.
Von 1979
an wurde mehrere Jahre auf dem Grundstück Ackerbau betrieben. Dadurch
wurden weitere noch im Boden
befindliche Spuren zerstört. Begehungen aus dieser Zeit führten noch zu
weiteren Funden, hauptsächlich Keramik, Bleireste von der Verglasung des
Kirchenfensters und zwei bronzene karolingische Emailscheibenfibeln.
Es handelt sich um eine Kreuzemailscheibenfibel von 2,05 cm Durchmesser und eine Emailscheibenfibel vom Typ Heiligenfibel mit 2,5 cm Durchmesser. Auf ihr ist eine Heiligenfigur dargestellt. Das Signet des kulturhistorischen Rundwanderweges, der den Heineberg und weitere geschichtlich interessante Stätten im näheren Bereich erschließt, stellt diese Fibel dar. Aus Nordhessen sind darüber hinaus nur sechs weitere derartige Fibeln bekannt.
Diese
Fibeln die zweifellos christliche Darstellungen enthalten sollten die Aussage
„Ich bin Christ“ vermitteln, ähnlich den heutigen Autoaufklebern mit dem
stilisierten Fisch.
Oberhalb
der Heineberganlage, am äußeren Wall, hat dieser Verein im Jahr 1997 eine Informationstafel
aufgestellt, die über die Ergebnisse der Grabung berichtet. Ein Rastplatz lädt
dort zum Verweilen und träumen ein.
Die Fläche
der ehemaligen Festung wird auf dem Wanderweg im Uhrzeigersinn umrundet, um
wieder zum Ausgangspunkt im Tal zu kommen, wo man noch Informationen über das
dem Berg umgebende Sumpfgelände erhält.
Parkmöglichkeiten
bestehen am Ortsausgang von Heinebach am Festplatz. Der Rundwanderweg ist aber
auch vom Parkplatz auf der Metzebacher Höhe nach ca. 15 Minuten Fußweg zu
erreichen. Hier folgt man der Markierung X3 (weiss) bis zum Dreikönigstein.
Mit der
Einweihung des Rundwanderweges mit seinen 9 Informationstafeln, den 15
Wegweisern, der Internetpräsentation und dem selbst erstellten Führungsheft
ist für uns das Projekt jedoch nicht abgeschlossen.
Vorläufiger
Höhepunkt unserer Bemühungen ist die Auszeichnung unseres Vereins mit dem 1.
Preis des Förderpreises Hessische Heimatgeschichte 2000 der Hessischen Akademie
für den ländlichen Raum.
Als
Zukunftsvision haben wir noch folgende Vorhaben:
-
Aufstellung weiterer Info-Tafeln am Kirchenstandort und am
mittleren Wall der Festung,
-
Einbindung der Lehmgrube und Bau einer Fachwerk-Lehmwand als
Schaustück,
-
Rekonstruktion einer Holz-Stein-Erde-Mauer am Heineberg,
-
Herstellung eines Holzkohlemeilers mit dem Bau einer Köhlerhütte,
-
Erforschung der beiden Hügel im oberen Sparnhagen-Tal,
-
Ankauf der Festungsfläche
-
...
Das
gewonnene Preisgeld wird uns helfen, einen Teil hiervon zu verwirklichen, denn es
reicht uns nicht aus, über geschichtliche Spuren zu schreiben. Wir wollen
Geschichte aktiv erlebbar und zum Anfassen machen. Unsere wandernden Besucher
sollen einmal durch Begreifen begreifen.
Weitere Informationen sind über unseren Kulturwart, Manfred Eifert unter Tel. 05664-8512 oder per E-Mail an Manfred.Eifert@Heinebach.de zu erhalten.