Die Festung Heineberg

Mündlich war überliefert, dass auf dem Bergsporn nordöstlich von Heinebach das alte Heinebach gestanden haben soll. Weiterhin fand sich im Heinebacher Kirchenbuch aus dem Jahre 1725 ein Eintrag, dass auf dem Heineberg einmal eine Kapelle gestanden haben soll. Erst 1984 wurde bekannt, dass Agnes von Riedesel, die die nahegelegene Burg Ludwigseck bewohnte, in ihrem Testament aus dem Jahre 1517 dem heiligen Kreuze auf dem Heineberg 2 Florin (=Gulden) vermachte, da sie noch eine Wallfahrt schuldig war. Hier war die seinerzeitige Wallfahrtskirche auf dem Heineberg gemeint. Der Überlieferung ging der seinerzeitige Vorsitzende des Heinebacher Heimat- und Wandervereins, Friedrich Rauch, nach und fand bei verschiedenen Begehungen neben spät- und hochmittelalterlichen auch karolingische Keramikscherben. Auf seine Initiative fand vom 16. - 26. August 1974 unter Leitung von U. Mozer, Marburg, eine archäologische Ausgrabung statt. Leider existiert bis heute noch kein Grabungsbericht.

Bei der Grabung wurde der Bergsporn in Längsrichtung mit 2 insgesamt 120 m langen Baggerschnitten aufgeschlossen, mit denen die sichtbaren Wälle Reste der Kirchengrundmauern angeschnitten wurden. Die entdeckten Kirchengrundmauern wurden großflächig freigelegt. Der äußere, 3. Wall, der mit einer Höhe von rd. 3 m Höhe noch am deutlichsten vorhandene Wall wurde bei der Grabung ausgespart. Beide inneren Wälle, die stark verschleift sind, deuten auf eine einfache Erd- und Gesteinskonstruktion hin. Vor beiden Wällen befanden sich rund 7 m breite und 2 - 2,70 tiefe Gräben, vor dem inneren Wall sogar ein Doppelgraben. Scherbenfunde deuten auf eine Errichtung entweder im Endneolithikum oder im frühen Mittelalter hin. Dendrochronologische Untersuchungen von Holzkohleresten deuten auf eine Zeit von 760 - 910 n. Chr. hin.

Möglicherweise ist hier eine jungsteinzeitliche Anlage wieder befestigt worden um eine dort errichtete Kirche vor den Angriffen der Sachsen zu schützen. In der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts führte Karl der Große mehrere Kriege gegen die Sachsen und der Raum zwischen Fulda und Werra war Grenzgebiet.

Die auf der Spitze des Bergsporns entdeckte Kirche besaß mindestens 2 Baustadien. Die beiden aufeinanderfolgenden Kirchen bestanden beide aus einem Saal und einer halbkreisförmigen Apsis. Sie hatten eine äußere Gesamtlänge von 13 bzw. 16 m und eine Breite von rd. 7 m.

An Funden wurde vor allem Keramik geborgen, darunter das mittelgroße Randstück eines Keramikgefäßes aus der Jungsteinzeit, sowie Scherben ab der Zeit um 800 n. Chr.

Von 1979 an wurde mehrere Jahre auf dem Grundstück Ackerbau betrieben. Dadurch wurden weitere noch im Boden befindliche Spuren zerstört. Begehungen aus dieser Zeit führten noch zu weiteren Funden, hauptsächlich Keramik, Bleireste von der Verglasung des Kirchenfensters und zwei bronzene karolingische Emailscheibenfibeln.

Es handelt sich um eine Kreuzemailscheibenfibel von 2,05 cm Durchmesser und eine Emailscheibenfibel vom Typ Heiligenfibel mit 2,5 cm Durchmesser. Auf ihr ist eine Heiligenfigur dargestellt. Das Signet des kulturhistorischen Rundwanderweges, der den Heineberg und weitere geschichtlich interessante Stätten im näheren Bereich erschließt, stellt diese Fibel dar. Aus Nordhessen sind darüber hinaus nur sechs weitere derartige Fibeln bekannt.

Diese Fibeln die zweifellos christliche Darstellungen enthalten sollten die Aussage „Ich bin Christ“ vermitteln, ähnlich den heutigen Autoaufklebern mit dem stilisierten Fisch.

Oberhalb der Heineberganlage, am äußeren Wall, hat dieser Verein im Jahr 1997 eine Informationstafel aufgestellt, die über die Ergebnisse der Grabung berichtet. Ein Rastplatz lädt dort zum Verweilen und träumen ein.

Da der Heineberg immer wieder erfolglos von schatzsuchenden Sondengängern mit Metallsuchgeräten aufgesucht wurde, weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass dies illegal ist. Um diesen Menschen dennoch ein Erfolgserlebnis zu verschaffen, haben wir dafür gesorgt, dass sie immer wieder etwas finden (Schraubenmuttern, Unterlegscheiben Metallplättchen und Ähnliches).

Die Festung Heineberg ist auch Band 28 der Schriftenreihe "Rund um den Alheimer" des Geschichtsvereins Rotenburg beschrieben.

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